Es waren Lesungen, die Eindruck hinterließen: Die Autorin Ursula Flacke war jetzt zum zweiten Mal zu Gast an der Anne-Frank-Schule in Eschwege und stellte den Achtklässlerinnen und Achtklässlern ihren Jugendroman „1933 – Feuer“ vor. Eindringlich schilderte sie, wie die beiden Protagonistinnen Elisa und Judith den Beginn der NS-Diktatur erleben – wie Parolen und Symbole zunächst unscheinbar in den Alltag dringen, wie Ausgrenzung zur Normalität wird und schließlich selbst enge Freundschaften ins Wanken geraten.

Doch Ursula Flacke beließ es nicht bei der Vergangenheit. Immer wieder schlug sie die Brücke ins Heute: Die Verführbarkeit von Menschen, so erklärte die Autorin, sei dort am größten, wo Unsicherheit herrsche. „Fragt nach, bleibt kritisch und lasst euch nicht beeinflussen“, forderte Ursula Flacke. Zugleich ermutigte sie die Jugendlichen, ihre eigenen Stärken zu entdecken, Freude am eigenen Können zu finden und sich nicht kleinreden zu lassen. Wer selbstbewusst bleibe, so Ursula Flacke, könne Druck von außen leichter durchschauen und Haltung zeigen.

Dass diese Botschaften ankamen, zeigten die Reaktionen der Schülerinnen und Schüler. „Spannend war für mich zu sehen, wie schnell sich das Leben der Menschen damals verändert hat – und wie gefährlich es ist, wenn man einfach mitläuft“, sagte Melina. Silas ergänzte: „Gut fand ich, dass sie uns Mut gemacht hat, zu uns zu stehen und Haltung zu zeigen.“

Gerade in einer Zeit, in der extremistische Tendenzen und rechte Parolen wieder lauter werden und in die Gesellschaft hineinzuwirken versuchen, gewannen die Lesungen besondere Aktualität. „Die Erinnerung an 1933 ist nicht nur Rückblick“, sagte Ursula Flacke, „sie ist Mahnung, gerade heute wachsam zu bleiben.“

Organisiert wurden die Veranstaltungen von Deutschlehrerin Verena Diegel-Müller, die Ursula Flacke bereits zum zweiten Mal an die Schule eingeladen hatte. So wurden die Lesungen zu mehr als nur einer Autorinnenbegegnung. Sie waren ein eindringlicher Appell, wachsam zu bleiben und Haltung zu zeigen.