Als Anne-Frank-Schule haben wir uns gemeinsam mit vielen Klassen und Lehrkräften an der diesjährigen Aktion beteiligt und am Vormittag unser Schulgelände und die umliegenden Wege vom Müll befreit.
Dabei kamen nicht nur Verpackungen und Plastikreste zusammen, sondern auch Dinge, die man in der Natur wirklich nicht erwartet: von alten Matratzen und Kleidungsstücken über Werkzeug, Reifen und Bauteile bis hin zu ausrangierten Fahrrädern. Viele Kinder konnten kaum fassen, was Menschen einfach in Böschungen und Grünflächen entsorgen.
🙏 Ein herzliches Dankeschön an alle Schülerinnen und Schüler und Lehrkräfte, die tatkräftig mit angepackt haben; ganz besonders an unsere Rektorin Daniela Rosenbaum, die die Aktion für unsere Schule koordiniert hat.
💛 Gemeinsam haben wir gezeigt: Wenn viele mithelfen, wird der Heuberg sauberer und lebenswerter. Und zum Abschluss gab es für alle fleißigen Helferinnen und Helfer noch ein wohlverdientes Stück 🍕 Pizza!
Erinnerung ist selten geradlinig. Sie besteht aus Brüchen, Widersprüchen und oft schmerzhaften Erkenntnissen. Genau diesem Geflecht ist Ursula Vaupel in ihrem Buch „Auch ich war ein Hitlermädchen“ nachgegangen. Das Werk stand jetzt im Zentrum einer eindrucksvollen Lesung für die Zehntklässlerinnen und Zehntklässler der Anne-Frank-Schule in Eschwege. Die inzwischen verstorbene Autorin Ursula Vaupel schildert darin ihre Jugend im Nationalsozialismus: als Mädchen fasziniert und vereinnahmt von der Propaganda, zugleich aber als körperlich Beeinträchtigte selbst von der Ideologie ausgegrenzt und diskriminiert. Diese Erfahrung führte sie nach dem Krieg zu einem beharrlichen Engagement für Menschenwürde.
Gestaltet wurde die Veranstaltung von Milena Vaupel-Kentner, Tochter von Ursula Vaupel, und Thekla Rotermund-Capar, der ehemaligen Gleichstellungsbeauftragten des Werra-Meißner-Kreises. Milena Vaupel-Kentner berichtete eindringlich von der Jugend ihrer Mutter, von der Verlockung der Propaganda und dem Zwiespalt zwischen Mitläufertum und Ausgrenzung. Thekla Rotermund-Capar las dazu ausgewählte Passagen aus dem Buch und ließ so die Stimme der Verstorbenen selbst hörbar werden.
Das Buch nimmt seinen Ausgang bei dem Stolperstein vor dem ehemaligen Wohnhaus der Familie Vaupel in Wiesbaden, in dem auch der jüdische Junge Paul Kester lebte. Er wurde 1939 mit einem Kindertransport nach Schweden gerettet. Heute, im Alter von 99 Jahren, sandte er den Jugendlichen der AFS eine Videobotschaft, in der er eindringlich appellierte: „Setzt euch für Frieden, Demokratie und die Würde des Menschen ein.“
Schon als junge Frau wandte sich Ursula Vaupel in der jungen Bundesrepublik den Opfern von Unrecht zu. Viele Jahre lebte und wirkte sie in Eschwege und setzte sich hier nicht nur für Menschenrechte, sondern auch für die Aufarbeitung der Geschichte vor Ort ein. Besonders engagierte sie sich für die Erinnerung an die Opfer der sogenannten „Hexenprozesse“: 1657 waren in Eschwege eine Mutter und ihre Tochter als vermeintliche „Hexen“ verurteilt, gefoltert und auf dem Scheiterhaufen hingerichtet worden. Auf Ursula Vaupels Initiative geht das Mahnmal auf dem Schulberg zurück, das bis heute an diese Opfer erinnert.
Die Veranstaltung an der Anne-Frank-Schule machte deutlich, dass Erinnerung nicht in Archiven und Geschichtsbüchern erstarren darf. Sie zeigte, wie sich aus Irrtum und Verblendung Einsicht und Verantwortung entwickeln können – und stellte die Frage, welche Haltung junge Menschen für eine starke Demokratie heute brauchen.
Zum Abschluss dankte Schulleiterin Anna Reimann den beiden Referentinnen für die eindrucksvolle Begegnung und hob zugleich das Engagement der Deutschlehrerinnen Katharina Theophel und Verena Diegel-Müller hervor, die die Lesung an die Schule geholt und mit Umsicht organisiert hatten.

Demokratie zeigt ihre Stärke nicht in großen Reden, sondern in den kleinen Momenten, in denen Menschen selbst ins Gespräch kommen, Position beziehen und Verantwortung übernehmen. Genau solche Momente erlebten die Schülerinnen und Schüler des neunten Jahrgangs der Anne-Frank-Schule, als der Demokratie-Bus der Konrad-Adenauer-Stiftung jetzt zur Interkulturellen Woche Station auf dem Schulcampus machte.
Statt trockener Theorie erwarteten die Jugendlichen Workshops voller Mitmachangebote: ein Glücksrad mit Quizfragen zu Politik und Gesellschaft, Wahl- und Abstimmungssimulationen oder auch Diskussionsrunden darüber, welche Entscheidungen die Jugendlichen wohl als Bürgermeisterin oder Bürgermeister als erste treffen würden. Ergänzt wurde das Programm durch multimediale Stationen, die Themen wie Grundrechte, Fake News oder Beteiligung aufgriffen. Fachkräfte der Stiftung begleiteten die Klassen, stellten Fragen und gaben Impulse für die Weiterarbeit im Unterricht.
„Das Glücksrad hat richtig Spaß gemacht und trotzdem musste man nachdenken“, berichtet Ronja, die überrascht war, wie vielfältig die Fragen zu Politik und Gesellschaft gestellt waren. Auch die Wahl- und Abstimmungssimulationen fanden großen Anklang. „Mir ist klar geworden, dass meine Stimme wirklich zählt“, fasste Luca seine Erfahrungen zusammen. Emma wiederum nahm vor allem die Diskussion über das Bürgermeisteramt mit: „Da merkt man, wie viele Ideen wir als Jugendliche haben und wie schwer es eben doch ist, Entscheidungen so zu treffen, dass sie für alle möglichst gut sind.“ Ergänzt wurden diese Eindrücke durch multimediale Stationen, die Themen wie Grundrechte, Fake News und politische Beteiligung vertieften und den Jugendlichen neue Denkanstöße gaben.
Die Aktion passte damit genau zum Selbstverständnis der Anne-Frank-Schule als Europaschule und Courage-Schule, in der die Auseinandersetzung mit Demokratie, Vielfalt und Verantwortung fest verankert ist.
Möglich wurde der Projekttag durch die Zusammenarbeit der Konrad-Adenauer-Stiftung mit der Initiative „Komm, lass uns reden“, der AWO, dem WIR-Vielfaltszentrum Werra-Meißner, der Evangelischen Familienbildungsstätte sowie der Anne-Frank-Schule selbst als Kooperationspartnerin.
Am Ende stand für die Jugendlichen die Erfahrung, dass Demokratie nicht abstrakt bleibt, sondern lebendig wird, wenn man sie selbst ausprobiert und mitgestaltet.
Es waren Lesungen, die Eindruck hinterließen: Die Autorin Ursula Flacke war jetzt zum zweiten Mal zu Gast an der Anne-Frank-Schule in Eschwege und stellte den Achtklässlerinnen und Achtklässlern ihren Jugendroman „1933 – Feuer“ vor. Eindringlich schilderte sie, wie die beiden Protagonistinnen Elisa und Judith den Beginn der NS-Diktatur erleben – wie Parolen und Symbole zunächst unscheinbar in den Alltag dringen, wie Ausgrenzung zur Normalität wird und schließlich selbst enge Freundschaften ins Wanken geraten.
Doch Ursula Flacke beließ es nicht bei der Vergangenheit. Immer wieder schlug sie die Brücke ins Heute: Die Verführbarkeit von Menschen, so erklärte die Autorin, sei dort am größten, wo Unsicherheit herrsche. „Fragt nach, bleibt kritisch und lasst euch nicht beeinflussen“, forderte Ursula Flacke. Zugleich ermutigte sie die Jugendlichen, ihre eigenen Stärken zu entdecken, Freude am eigenen Können zu finden und sich nicht kleinreden zu lassen. Wer selbstbewusst bleibe, so Ursula Flacke, könne Druck von außen leichter durchschauen und Haltung zeigen.
Dass diese Botschaften ankamen, zeigten die Reaktionen der Schülerinnen und Schüler. „Spannend war für mich zu sehen, wie schnell sich das Leben der Menschen damals verändert hat – und wie gefährlich es ist, wenn man einfach mitläuft“, sagte Melina. Silas ergänzte: „Gut fand ich, dass sie uns Mut gemacht hat, zu uns zu stehen und Haltung zu zeigen.“
Gerade in einer Zeit, in der extremistische Tendenzen und rechte Parolen wieder lauter werden und in die Gesellschaft hineinzuwirken versuchen, gewannen die Lesungen besondere Aktualität. „Die Erinnerung an 1933 ist nicht nur Rückblick“, sagte Ursula Flacke, „sie ist Mahnung, gerade heute wachsam zu bleiben.“
Organisiert wurden die Veranstaltungen von Deutschlehrerin Verena Diegel-Müller, die Ursula Flacke bereits zum zweiten Mal an die Schule eingeladen hatte. So wurden die Lesungen zu mehr als nur einer Autorinnenbegegnung. Sie waren ein eindringlicher Appell, wachsam zu bleiben und Haltung zu zeigen.
Ein Theaterbesuch, der nachhallt: Die achten Klassen der Anne-Frank-Schule haben in dieser Woche im Jungen Theater Eschwege das Stück „Mut!“ gesehen – und dabei eine eindrucksvolle Auseinandersetzung mit den Herausforderungen des Erwachsenwerdens erlebt.
Im Zentrum der Inszenierung steht eine Mutprobe, die zunächst harmlos wirkt, sich jedoch schnell zu einem vielschichtigen Spiel mit Fassaden, Ängsten und Erwartungen entwickelt. Die Darstellerinnen schlüpfen in Rollen, die den Druck von außen ebenso sichtbar machen wie den Wunsch nach Zugehörigkeit und die Schwierigkeit, authentisch zu bleiben. Mit schnellen Szenenwechseln, chorischen Passagen und pointierten Freeze-Momenten gelang es dem Ensemble, das Publikum immer wieder zu überraschen und zum Nachdenken anzuregen.
„Man hat gelernt, dass nicht jeder Mensch so ist, wie er von außen wirkt“, fasste Schülerin Nora nach der Vorstellung zusammen. Ben ergänzte: „Das Stück war spannend und interessant – wir würden es auf jeden Fall weiterempfehlen.“ Auch Claas zeigte sich beeindruckt: „Wir hatten großen Respekt vor den Schauspielerinnen und Schauspielern, die im gleichen Alter sind wie wir.“
Eine besondere Note erhielt der Theaterbesuch dadurch, dass mit Alma Wäschenfelder und Antonia Fetzer zwei Schülerinnen der Anne-Frank-Schule selbst Teil des Ensembles waren. Sie engagieren sich in ihrer Freizeit im Jungen Theater und überzeugten durch eindrucksvolle Präsenz und Spielfreude. Für ihre Mitschülerinnen und Mitschüler war es ein außergewöhnlicher Moment, bekannte Gesichter auf der Bühne zu erleben und mit Applaus zu würdigen.
Dass die Themen bei den Jugendlichen ankamen, bestätigte auch Lehrerin Verena Diegel-Müller, die eine der Gruppen begleitete: „Es war bewegend zu sehen, wie intensiv sich die Achtklässlerinnen und Achtklässler auf die Inhalte eingelassen haben. Theater wie dieses eröffnet Gesprächsräume, die im Unterricht weiterwirken.“
Ein herzliches Dankeschön galt Lehrerin Nicole Meingast, die die Theaterbesuche der achten Klassen koordinierte und so den Schülerinnen und Schülern diesen besonderen Kulturmoment ermöglichte. Ebenso würdigte die Schule die Regiearbeit von Karin Perels sowie die gemeinsame Stückentwicklung mit Sebastian Perels. Beide zeichneten verantwortlich für eine Inszenierung, die den Nerv des Publikums traf. Besonders geschätzt wurde zudem die Bereitschaft des Jungen Theaters, Vorstellungen eigens am Vormittag für Schulklassen anzusetzen und damit kulturelle Teilhabe in den Schulalltag zu integrieren.
Das Stück „Mut!“ zeigt, wie nah sich jugendliches Theater und jugendliches Publikum kommen können – und dass Kunst gerade dann stark wirkt, wenn sie Lebenswelten aufgreift, die Schülerinnen und Schüler unmittelbar betreffen.
